Ist das Tierheim verpflichtet Tiere aufzunehmen? Ich dachte immer, dass ein weißer Van durch die Gegend fährt und einzelne Tiere, die eben niemanden gehören, aufsammelt und zum Tierheim fährt.
Ich denke, dass sich so ein Bild in meinen Kopf durch Filme entwickelt hat, deshalb interessiert es mich umso mehr, wie die Realität eines Tierheimes denn etwa aussieht. Ist immer eine kleine Tür für die Schützlinge offen oder gibt es etwa einen Nachtwächter, der dafür sorgt, dass auch jederzeit jemand die Tür öffnen kann und ist das Tierheim verpflichtend Tiere aufnehmen? Wir klären auf!
Ist das Tierheim verpflichtet Tiere aufzunehmen? Ja, das Tierheim ist dazu verpflichtet Tiere aufzunehmen. So steht in der Präambel der Tierheimordnung aus 2010: “Die wesentliche Funktion eines Tierheimes besteht darin, in Not geratenen Tieren aller Art sofort und unbürokratisch eine vorübergehende tiergerechte Unterbringung und sachkundige Versorgung zu bieten bzw. Diese zu organisieren.”
Ein Tierheim ist also genau das, was die Bezeichnung schon ausdrückt, ein Heim für Tiere. Natürlich habe ich die Tierheimordnung nach der Präambel nicht weggeschmissen, sondern weiter durchstöbert und immerhin auch weitere Interessante Grundsatzpositionen entdeckt!

Die Belegung des Tierheimes
Die Tierheimordnung ist sehr detailliert und somit auch für spezielle Situation ausgerüstet. Hier wieder ein Lob an die Deutsche Bürokratie! Auch wenn sie manchmal einiges komplizierter macht, als es sein muss, schafft sie, wie hier zum Beispiel, einen transparenten und ausführlichen Einblick.
Übrigens habe ich so herausgefunden, dass ein Tierheim entweder immer besetzt sein muss oder eine Räumlichkeit hat, in den die Polizei und Feuerwehr jeder Zeit Tiere hinbringen können.
Vorerst wurde bestimmten Fällen ein Begriff zugeordnet, damit das Tierheim passend zu der Situation reagieren kann. Diese habe ich für dich kurz und knapp in einer Tabelle aufgeführt:
Fundtiere | Entlaufene Tiere, die einen Eigentümer haben. |
Abgabetiere | Diese Tiere werden von ihren Eigentümern abgegeben |
Herrenlosetiere | Wildtiere oder Haustiere, die ausgesetzt wurden |
Streng geschützte Tiere | Diese Tiere können nach einer Behandlung nicht einfach ausgesetzt werden |
Exoten | Keine heimischen Tiere, die in der Freiheit nicht überleben würden |
So ist die Hauptaufgabe eins Tierheims, die Aufnahme und Vermittlung von Fund- und Abgabetieren.
Wenn ein Fundtier von einem Tierheim aufgenommen wird, muss das Tierheim unverzüglich eine Anzeige online schalten, damit der eigentliche Besitzer die Möglichkeit hat, sein Haustier ausfindig zu machen. So darf ein Tierheim in den ersten sechs Monaten, ein Fundtier nur zur Pflege oder eher als Eigentumsvorbehalt weitergeben, bis es tatsächlich vermittelt werden darf.
Ein Abgabetier darf dagegen sofort weitervermittelt werden. Genau wie bei dem Herrenlosen Tier: Hier gibt der Eigentümer sein Tier zwar nicht direkt in die Obhut des Tierheimes, doch durch die Aussetzung, gehört das Tier niemanden mehr.

Eine Ausnahme stellen Wildtiere dar, auch sie sind natürlich Herrenlos, müssen aber mit bestimmten Sonderformen behandelt werden. Wenn eine Katze zum Beispiel schon immer frei gelebt hat, also in der Natur geboren wurde und seitdem wild ist, wird sie erstmals gesundheitlich abgesichert.
Und dann erst wird entschieden, ob sie denn bleiben soll. Wenn eine wilde Katze nicht zähmbar ist, soll sie wieder freigelassen werden.
Dann gibt es die wilden Jagdtiere, hier sollen ein Jäger und Polizei informiert werden. Auch dann heißt es: Nur in Notfällen wird aufgenommen! Meistens schaut ein Tierheim wie es solchen Tieren weiterhelfen kann, wenn es zum Beispiel um eine Verletzung geht.
Ist das Tier dann wieder auf den Beinen, soll es umgehend zu seinem alten Lebensraum gebracht werden.
Leider gibt es dann auch solche Tiere, wie Fledermäuse, die nach einer Behandlung nicht direkt ausgewildert werden können und deshalb auch sofort dem Landratsamt oder Kreisverwaltungsreferat gemeldet werden sollen.
Die Exoten unter den Tieren, sind besonders schwere Aufgaben für das Tierheim. Da diese Tiere aus anderen Umgebungen stammen, muss das Tierheim, durch einen hohen finanziellen Aufwand, eine artgerechte Haltung ermöglich und benötigt zudem das Fachwissen.
Zum Glück gibt es dafür eine Übersichtsliste von Auffangstationen und Spezialisten, auf die im Notfall zurückgegriffen werden kann.

Blauer Leguan auf Baumstamm
Ausnahmefälle bei der Aufnahme von Tieren im Tierheim
Da der Grundsatz eines Tierheims die Aufnahme und Vermittlung von bedürftigen Tieren ist, gibt es einige Fälle, in dem ein Tier nicht aufgenommen werden muss oder etwa nicht aufgenommen werden kann.
Hierzu gehören die Pensionstiere. Einige Tierheime bieten eine Pension an, wenn genug Raum und Personal da ist. Solange dadurch keine Fund- und Abgabetierplätze genommen werden, also noch ausreichend Platz für die Aufnahme bedürftiger Tiere ist, kann ein Tierheim sich das erlauben.
Aber auch nur unter bestimmten Voraussetzungen: Die Tiere müssen einen Impfschutz, Impfpass, sowie ein aktuellen Ektoparasitenschutz besitzen und entwurmt sein. Katzen brauchen einen Nachweis gegen die Katzenseuche und –schnupfen. Hunde müssen gegen Staupe, Leptospirose, Parvovirose, Leberentzündungen und Zwingerhusten geimpft sein.

Tiere aus dem Ausland sind ebenfalls eine Herausforderung. Da der Tierschutz darauf hinarbeitet auch in anderen Ländern eine artgerechte Versorgung und Unterbringung der Tiere zu ermöglichen, sind Projekte, die lediglich Hunde und Katzen in Not vermitteln, nur eine einseitige Hilfe.
Hier soll eher eine nachhaltige Verbesserung in solchen Ländern angestrebt werden, damit auch vor Ort geholfen werden kann.
Wenn ein Tierheim entscheidet Tiere aus dem Ausland zu transportieren, dann muss, wie bei den Pensionstieren, genug Raum und Personal vorhanden sein.
Wissenswertes über die Leitung eines Tierheims
In der Regel steckt ein Tierschutzverein hinter einem Tierheim, der natürlich dem Tierschutz und den Verwaltungsvorschriften gerecht werden muss. Zusätzlich muss der Verein sicherstellen, dass immer eine tierärztliche Versorgung gewährleistet ist.
Er wählt dann einen Tierheimleiter und weiteres Personal. Hier kann der Verein entscheiden, ob hauptamtliche Tierpfleger oder etwa ehrenamtliche Tierpflege eingesetzt werden. Dabei sollen die Tierpfleger Fachkenntnisse haben und diese auch praktisch umsetzen können.
Bei der räumlichen Umsetzung, darf auf keinem Fall fehlen: eine Quarantänestation, Normalunterkünfte und Auslauffläche.
Wenn nicht genug Platz für die Aufnahme eines Tieres ist, soll vorerst ein benachbartes Tierheim kontaktiert werden, ansonsten schaut das Tierheim nach einer geeigneten Einrichtung.

Nur in Ausnahmefällen lässt sich eine Überbelegung nicht vermeiden. Das ist dann sehr schlecht für die Tiere, da wenig Platz für Stress sorgt und sie somit anfälliger für Krankheiten werden. Zudem ist das Risiko gesteigert, dass sich mit einer Überbelegung, Krankheiten unter den Tieren ausbreiten.
Quelle: https://www.tierschutzbund.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Organisation/Tierheimordnung.pdf
Weitere Fragen zu *Ist das Tierheim verpflichtet Tiere aufzunehmen*
Sind Fundtiere herrenlose Tiere? Nein, Fundtiere sind in erster Linie keine herrenlose Tiere. Wenn ein Tierheim ein Fundtier aufnimmt, stellt es mit einer Anzeige sicher, dass der Besitzer im Idealfall sein Haustier wiederkriegt. Erst nach 6 Monaten darf das Tierheim ein Fundtier, wie ein herrenloses Tier betrachten und somit vollständig Vermitteln.
Muss der Tierschutzverein jedes Fundtier aufnehmen? Ja, ein Tierschutzverein ist dazu verpflichtet, jedes Fundtier aufzunehmen oder für eine artgerechte Unterbringung zu Sorgen.
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